The Hartlib Papers

Title:Printed Verses, In German
Dating:1640
Ref:18/3/10/1A-8B: 1B BLANK
[18/3/10/1A]

                       Geistliche
                    Betrachtung vnd
                      Erkanntnusz:
           Wie Christus noch heuten/ nach der
          Krafft seines lebendigen Worts/ vnd
            in seinen Gliedern gecreutziget
                         werde.
                   Christus spricht:
Wer mir folgen wil/ der verlòugne sich selbst/ vnd nehme sein Creutz auff sich tòglich/ vnd folge mir nach. Luc. 9. v. 22. Marc. 8. v. 34.
Dann wer nicht sein Creutz auff sich nimpt/ vnd folget mir nach/ der ist meiner nicht werth. Matth. 10. v. 38. Vnd kan nicht mein Jünger seyn. Luc. 14. v. 27.
[decorative engraving]
                      Im Iahr/
                     M. DC. XL.
[18/3/10/2A]

             3
[decorative panel]
                     Andòchtige
               Betrachtung desz Leydens
                     Christi.
                     Im Thon:
      Durch Adams Fall ist gantz verderbt/ [etc.?]
      Oder desz 91. Psalms im Lobwasser.
      Wer in desz Allerhöchsten Hut/ [etc.?]
                 1.
WAch auff mein Seel/ was schlòffestu/
    Dein Bròutgam ist vorhanden/
Kauff Oel/ und richt dein Lampen zu/
   Dasz du nicht bstehst mit Schanden.
Wann er wird in sein Kòmmerlein/
   Zu Mitternacht eingehen:
Wirstu ein thöricht Iungfraw seyn/
   So bleibst in Finstern stehen.
                 2.
Merck auff die Uhr desz Hertzens dein/
   Wie viel dieselb thut schlagen/
Es kan nicht weit von Zwölffen seyn/
   Ach weh/ du must verzagen/
Wann du nicht dein grob jrrdisch Kleyd
   Mit Ioseph thust verlassen/
                A ij       [catchword: Vnd]
[18/3/10/2B]

     4
Vnd zum Eingang dich machst bereyt/
   Nackt vnd blosz aller massen.
                 3.
Ein Muster nimb an seiner Lieb/
   Der sich thut selber hassen/
Nur dasz du jhm in Wider=Lieb
   Dich gantz vnd gar möchst lassen/
Er lòszt sein Himmel haszt sein Seel/
   Nur dein Lieb zuerlangen:
Er fòhrt auch für dich in die Hell/
   Noch thut es nicht verfangen.
                 4.
Das macht leyder die schnöde Welt/
   So dich mit Lieb bethöret/
Vnd doch endlich den Stich nicht helt/
   Wann sich das Spiel verkehret.
Dann sie nur buhlt/ Kan aber nicht
   Dich gantz zur Eh behalten:
Dann wann der Tod dein Hertz zerbricht/
   Musz all Welt=Lieb erkalten.
                 5.
Drumb bald der Welt den Rücken kehr/
   Thu dich zu Christo wenden/
Schaw/ wie er hertzlich dein Begehr/
   Mit auszgestreckten Hònden: [catchword: Er]
[18/3/10/3A]

     5
Er neigt sein Haupt/ beut dir ein Kusz/
   Vnd sich gantz zu dir bücket/
Ach/ hab an seim Tod kein Verdrusz/
   Darinn das Leben stecket.
                 6.
Weist nicht/ wer jhn ans Creutz gebracht/
   So kanstus bald erfragen:
Dein Vntrew vnd sein Lieb betracht/
   Die werdens dir wol sagen:
Dann als der Teuffel dich vermehlt
   Ihm durch ein Apffel bissen/
War kein Creatur auff der Welt/
   Die dich jhm hòtt entrissen.
                 7.
Allein must seyn/ die Göttlich Lieb
   Dich widerumb erkriegen/
Vnd dich als seines Lebens Dieb/
   Durch bittern Tod ersiegen/
Drumb hòngt das Gottes Lòmblein hier/
   In Liebes Fewr gebraten/
Ausz grosser Hitz jhn dürst nach dir/
   Noch lòstu dir nicht rahten.
                 8.
Dann du die ewig Süffigkeit
   Mit sawrem Effig trònckest/
                   A iij   [catchword: Vnd]
[18/3/10/3B]

     6
Vnd mit Gall deine Rachgirigkeit
   Ihn für Erlabung krònckest:
Verwund ist ihm auch nach seim Tod
   Sein Hertz mit bösen Thaten/
Dasz drob in dir verschwòrtzen thut
   Die Sonne der Genaden.
                 9.
Dein Beutel liebstu mehr als GOtt/
   Drumb murrst/ wann wird vergossen
Auff Christum in der Armen Noth
   Der Balsam der Allmosen:
Vnd sihst auch mit dem reichen Mann
   Am Lazaro viel Schweren/
Nimbst dich seiner mit nichten an/
Soltn jhn die Lòusz verzehren.
                 10.
Iudam du nicht darffst klagen an
   Vmb seiner falschen Thaten/
Du bist eben derselbe Mann
   Der Christum thus verrahten/
Mit deinem Mund bekennstu jhn/
   Das heist ein Kusz gegeben/
Vnd thust gleichwol vmb Silberling
   Der Welt vnd Teuffel leben.
                 11.
Ausser dir ist auch nicht die Nacht/
   Drinn Christus wird gefangen/ [catchword: Der]
[18/3/10/4A]

     7
Der Sünden Finsternusz sie macht/
   Drinn die Iünger vergangen/
Also thut dein Bestòndigkeit
   Auffn Schlaff vnd Flucht auszgehen:
Von Christo macht man sich gar weit/
   Wanns ans Leyden sol gehen.
                 12.
Mit Petro wiltu schmeissen drein/
   Wanns Creutz sol seyn getragen:
In Tod giengst mit dem HERREN dein/
   Nòmlich in guten Tagen:
Wann aber die Noht geht an Mann/
   Thust jhn dreymal verschweren/
Eh dreymal kròht der Gwissens Hahn/
   Auch auff eins Weibs Begehren.
                 13.
Die Hohenpriester sind fürwahr
   Auch selbst in dir bey sammen/
Nòmlich/ Vernunfft vnd Menschen Lahr/
   Die Christum stòts verdammen/
Creutzge jhn/ creutzge jhn/ jhr Liedlein klingt/
   Lasz Barrabam beym Leben/
Den alten Adam nicht vmbbring/
   Dar new ist vns nicht eben.
             A iiij [catchword: Mit]
[18/3/10/4B]

     8
                 14.
Mit Spieszn vnd Stanger deiner Witz/
   Offt wider Christum fichtest/
Vnd brauchst für Andacht nur Fürwitz/
   Damit doch nichts auszrichtest/
Es sind Luffstreich/ habn kein Nachdruck/
   Christus mit seinen Namen/
Sie wie der Blitz schlòget zurück/
   Dasz du dich desz must schòmen.
                 15.
Ausz Malchus Orden du auch bist/
   Dems recht Ohr abgehawen/
Drumb hörstu nicht/was Gotts Will ist/
   Vnd lòst dir weydlich krawen
Mit Lob dein linckes Esels Ohr/
   Welchs du dir must abschneiden/
Vnd das recht ansetzen darfür/
   Allbösz Geschwòtz vermeiden.
                 16.
Wann du Christo viel Leyds gethan/
   Vmbs Keysers Freundschafft wegen/
Vnd dir dann fòngt vom Teuffel an
   Zu tròumen/ thust bald fegen
Mit Pilati Wasser dein Hònd/
   Das ist mit Kirchen gehen/ [catchword: Vnd]
[18/3/10/5A]

     9
Vnd brauchst die eussern Sacrament/
   GOtt ein Nasz anzudròhen.
                 17.
Viel Backenstreich/ viel Hohn vnd Spott/
   Musz er von dir stòts leyden/
Wann du miszbrauchst seinr Wunden roht/
   Vnd thust jhn offt verkleyden/
Bald weisz/ nach Herodis Hoffbrauch/
   Bals in Purpur Gewande/
So machstu ausz Christo ein Gauch/
   O weh/ der grossen Schande.
                 18.
Die dörnern Cron/ hat dein Ehrgeitz
   Ihm auff sein Haupt gedrucket/
Dein Boszheit ist sein schweres Creutz/
   Drunter er geht gebücket/
Simon der Cyrener du bist/
   Wilst Christi Creutz nicht tragen/
Man du dich dann zu aller frist
   Darzu treiben vnd schlagen.
                 19.
Die Nògel auch kein Schmide habn
   Gemacht von Stahl vnd Eysen/
Die Christi Hònd vnd Füsz durchgrabn
   Man darffs nicht viel beweisen/
               A v   [catchword: Dein]
[18/3/10/5B]

     10
Dein Handt vnd Wandel nur betracht/
   So wirst die Nògel finden/
Damit die Creutzgung wird verbracht
   Auffs new in dir all Stunden.
                 20.
Den vngenòhten Rock der Schrifft
   Machst offt zum Bettlers Mantel/
Der Buchstab den Geist vbertrifft/
   Wanns dient zu deinem Handel/
Helt dann der Buchstab nicht die Prob/
   Thust jhm ein Farb anmahlen/
Oder knipffst jhm/ als ein Spitzbub/
   Die Würff nach deim Gefallen.
                 21.
Drumb spielt die Welt vmb Christi Gwand
   Mit lauter leeren Fragen:
Einer wirfft ausz ein Argument/
   Der ander thut drauff schlagen:
Vnd lassn Christum/ das recht Stichblat/
   Ihn ausz den Hònden nehmen/
Der gwint/ der hie das Leben hat/
   Lòszt andr vmb Stich sich gròmen.
                 22.
Desz linden Schechers Vngedult
   Erzeigst in deinem Leyden/ [catchword: Wann]
[18/3/10/6A]

     11
Wann dir das Hertz bricht deine Schuld
   Zur Abendzeit der Freuden/
Bittst nicht nachs rechten Schòchers Weisz/
   Dasz Christus dein gedencke/
Wann er kompt in sein Paradeisz/
   Dein Sünd an das Creutz hencke.
                 23.
Vom Grabe Christi fleuchstu weit/
   Weil es ist starck verwachet
Von der weltlichen Obrigkeit/
   Darzu auch [vest?] vermachet
Durchs Siegl der hohen Priesterschafft/
   So beyds mit Schwerd vnd Bannen
Vertilgn/ die wollen Christi Krafft
   Vom Geist im Grab erlangen.
                 24.
In Summa Christi bitter Tod
   Ist nur dein fleischlich Leben:
Sein Schmertzen vnd fünff Wunden roth
   Allein dein Lust jhm geben/
Er stirbt vnd steht nicht auff in dir/
   Bisz du dir thust absterben/
Dein Tod sein Leben ist/ glaub mir/
   So must sein Lieb erwerben. [catchword: Es]
[18/3/10/6B]

     12
                 25.
Es hilfft hie nicht/ O HERRE mein/
   Sprechen mit vielen Worten/
Die hand wil dran gestrecket seyn/
   Das ist Creutzbrüder Orden:
Ohn Dorn kein Rose wachsen thut/
   Den Kelch mustu auch nehmen/
Vnd mit deim Christo schwitzen Blut/
   Dich seins Creutzes nicht schòmen.
                 26.
Es ligt auch nicht an Wissenschafft/
   Dasz Christ vor dich gestorben/
Im Leben steckt allein die Krafft/
   Sonst ists mit dir verdorben/
Hastu sein Creutze nicht in dir/
   Hilfft nichts darvon viel wissen:
Ein Centner Wort zuleicht wiegt hier/
   Ein Quintlin Schuld zubüssen.
                 27.
Der wahren Lieb einiges Band
   Ist Gleichheit der Gebürden/
Dardurch zwey Hertzn Eins werdn genant/
   In Freud vnd in Beschwerden/
Wie kanstu dann den lieben trew/
   Dem du thust alls zuwider/ [catchword: Vnd]
[18/3/10/7A]

     13
Vnd den du creutzigest auffs new/
   Tòglich in deinen Gliedern.
                 28.
Wiltu aber sein Huldschafft han/
   So must dich ihm gantz gleichen/
Dich nackt vnd blosz ans Creutze schlan/
   Das ist das recht Liebs Zeichen/
Mit wahrer Busz dich geisseln hart/
   Mit Demuhts dornen crönen/
Nicht anders die stoltz Schlangen Art
   In vns sich lòst bezòhmen.
                 29.
Die hònd vnd Füsz auch nògeln an/
   Mit eim Christlichen Wandel/
Dasz sie auff keine Irrweg gahn/
   Vnd treiben weltlich Hòndel:
Frag nicht darnach/ ob man dich schon
   Im Durst mit Gallen trencket/
Endlich drausz springt ein süsser Brunn/
   Der Leyd vnd Tod versencket.
                 30.
Vnd ob in dir der Sonnenglantz/
   Offt wolte gantz verbleichen/
Der Tod auch dich verschlingen gantz/
   Doch must vom Creutz nicht weichen/ [catchword: Dann]
[18/3/10/7B]

     14
Dann alsdann erst der Vorhang reist/
   Der Gott vnd vns thut scheyden/
Dein Felsicht Hertz zerspringt im Geist/
   Erweicht durch Creutzes Leyden.
                 31.
O wie ein selig Finsternusz!
   Welche das Liecht anzündet/
Ein süsser Tod ja der seyn musz/
   Drinn man das Leben findet/
Wer aber dem fleischlichen Liecht/
   Darinn die Nacht verborgen/
Odr sich nach der Welt Leben richt/
   Musz an dem Tod erwürgen.
                 32.
Drumb kehr bald vmb/ es ist hoch Zeit/
   Die Vhr geschwind thut schlahen/
Kompstu nicht/ weils noch heisset heut/
   So ists vmb dich geschehen/
Sih/ wie du hast vergebentlich
   Die Morgenstund verspielet/
Auch den Mittag fast liederlich
   Mit Fleisch vnd Blut verbuhlet.
                 33.
Die neundte Stund rücket herzu/
   Drinn Christus thut verscheyden/ [catchword: Lauff]
[18/3/10/8A]

     15
Lauff/ lauff/ hab weder Rast noch Ruh/
   Vnd schleusz dich in sein Leyden/
Kompstu wanns Liecht verloschen ist/
   So must im Finstern tappen/
Ergreiffst für Christ den Antichrist/
   Fürs Liecht ein Nebelkappen.
                 34.
Das ist der Baum/ O liebe Seel/
   Der Guts vnd Böses tròget/
In dir ist Himmel vnd die Hell/
   Tod vnd Leben geleget/
Lebstu der Welt/ so bistu todt/
   Vnd krònckst Christum mit Schmertzen/
Stirbst aber in sein Wunden roth/
   So lebt er in deim Hertzen.
                 35.
Ach liebe Seel/ bedenck doch das/
   Vnd thu zum Creutze Lauffen/
Folg Christo auff der rechten Strasz/
   Thu all dein Gut verkauffen/
Du kanst nicht dein Gerechtigkeit
   Auff Christi Kerbholtz schneiden/
Wiltu mit lebn in seiner Freud/
   So must erst mit ihm leiden. [catchword: Wiltu]
[18/3/10/8B]

     16
                 36.
Wiltu seyn in der Heilign Zahl/
   Mustu das Zeichen haben
Das Creutze Christi vberall
   In deiner Stirn gegraben/
Was hilfft eim Wolff das Lòmmelein/
   Wann er ihm lebt entgegen/
Wenigr als nützt eim holen Stein
   Ein fruchtbar Thaw vnd Regen.
               ENDE.