The Hartlib Papers

Title:Tract On Origins Of Capuchin Monks, Part 4, [Iohann Seifert?], In German, Latin & French
Dating:1641
Ref:59/7/32A-41A
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                    Cap XIX.
          Grosze belohnung, die der heÿlige Frantz
      wegen Seiner demuth bekommen: vndt von Seinen
          heÿligen fünff Wunden.
Solche grosze vndt tieffe demuth, vndt verdienste kan Ia nit vnbelohnet bleiben. S Antonin Saget: dz volckh Seÿ Franzen Nachgeloffen, vndt habe begehret nur Ein wenig von Seinen kleideren vberschattet werden, glaubende, dz Inn Solchem habit grosze krafft Steckhe, da hab Er den Oberrockh mitt dem gugell, vnter dz volckh geworffen, vndt Seÿ halbnackhendt[altered] darvon gegangen.
     Bonaventura Spricht, Esz hab Ein heÿliger
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mann Imm gesicht Ein güldenes Creutz, ausz S. Franzen maul Sehen gehen, dz hab gereichet bisz Inn himmel, vnd Sich von Einem Ende der Erden bisz zum anderen auszgebreitet.
     Inn der Offenbahrung Iohannisz am Sibenden Stehet: Vndt Ich sehe Einen anderen Engell auffsteigen, vom auffgang der Sonnen, der hatte Inn Seiner handt dz Sigell, desz lebendigen Gottesz. Dieses deutet Bonaventura, Imm leben Francisci, auff den Franciscum. p. 31.
     Eben Bonaventura Spricht p.40. Ein heÿliger Mann, habe Imm gesicht den himmel offen, vndt darinnen viel köstliche Thronen oder Stüel gesehen, Einer Seÿ darunter gewesen, der mitt köstlichkeit, die anderen alle hette vbertroffen[umlaut on v], darob Seÿ der H Mann sehr bekümmeret gewesen; aber Ein Stimm vom himmel hette geruffen, dz were Ein Stuel von denen Engeln, die verstoszen Seÿen, vndt gehöre Iezo für den H Franciscum.
     Zweÿ Iahr vor Seinem todt, hette Gott ihme Ein Seraphin zugesendet, der ihme die H. 5. Wunden Christi hab müszen, zu belohnung Seiner heÿligkeit imprimiren.
     Von diesen heÿligen 5. Wunden, vber welchen Er <Man> nach Seinem todt grosz geschreÿ, vndt zeugnisz auszgebracht, Spotten Sich Etliche Selbsten, vndt treiben viel Kurzweil, Sagende: wenn S. Frantz warhafftig, vndt Göttlicher weise, die H. 5 Wunden hett Empfangen, Inn der Zeit der .2. Iahren[altered from Iehren], da Er noch
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Imm leben gewesen, So hett mansz Ia könden Sehen, die weÿl Er Ia allzeit baarfusz gegangen, vndt keine hòndtschueh getragen. Weÿlsz aber Niemandt Iemalen, alsz Nur der Einige Frater Elias, vndt dazu Nur ohngefehr gesehen. Sie Sagen [squiggle] auch, dz die wunderzeichen Christi vndt der Apostell dienen Entweder zum bösen, oder zum guten, zum leben, oder zum todt, Sie geben auch trost den angefochtenen, vndt Erlösen gar vom todt. Allein S. Franzen wunden thun deren keines. Seÿ also gar nit glaublich dz Solche von Gott Seÿen hergekommen, vndt dz Gott solche impression habe thun wöllen, Inn Einem sterblichen leib, der baldt hernach verfaulen Solte, mitt welcher verfaulung, Sie hernach aufgehoben wurden. Noch mehr, Sagen Sie, wenn Solche zeichen der 5. Wunder warhafftig imprimiret Seindt, So kan Esz wol Ein ding Sein, dz vom teufell hergekommen ist, wie man wol sihet dz der teufell beÿ Solchen leuten groszen gewallt. hatten doch die Apostell, So viel mehr waren alsz Franciscus, Solcher dingen keines.
     Aber der Pabst hat Sich darinnen geschlagen, vndt für die diensten, die Frater Franz hat gethan, (:dann Er war Ein Starckher verthaidiger Pòbstlicher hochheit:) hat Er ihne Inn die Zaal der heÿligen versezet. Solches ist geschehen Anno 1228. [bottom right: E.]
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Dz ander argument braucht man, dz man zu Sagen hat, wie Alexander IV. Pabst zu Rom, Anno 1254 hat Erfahren, dz S. Franz gewesen ist, auff dem berg Alverno. alsz, alsz Er die wunden Empfangen, hat Er Solche gelegenheit Inn[altered] acht genommen Seine Einkunfft zuvermehren[altered]. Dann Er hat verordtnet, dz dz ganze landt, vndt kirchspiele, deszelben berges dem Römischen Stuel, vndt der kirchen immediaté zugehörten. Noch mehr ist dz, dz man Peinlich citiret, vndt angeklaget hat (:[mandante?] pontifici:) die Ienigen, welche ausz böszheit, die 5. wunden ausz <an> S. Franzen bildtnusz, welches zu Gennes Inn S. Marie des Vignes kirchen Stehet, hetten auszgelöschet.
     Sechsz vndt zweinzig Iar nach diesen geschichten, hat Pabst Nicolaus IV. Imm ganzen Crais der Römischen Kirchen, Bullas Certificatorias, von den wunden Francisci auszgehen, vndt deren verspottern harte Straaff anbetròwen laszen. Vndt von Solcher zeit Nun behe begehet man solcher gedòchtnisz, alle Iahr feÿrlich: welches man doch den wunden Christi nit anthut.
     Wenn Ich dieses Recht beÿ mir betrachte, So kan Ich mich nit Iemmerlich genug vber[umlaut on v] Solche <blinde> leute Entsetzen, die da # <left margin: # dz volckh> zwingen zu glauben, Solche vngereimmte[altered], vndt teuflisch betriegliche dinge. Vndt dz die So den Franzen anbeten, mitt allem fleisz vorhin
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Etwz Solches auszgesonnen, dz da gehöret, Sich Selbsten darob zu diffamiren, vndt zu verspotten. Dann Ia kein Mensch, der Seine vernunfft noch hat, Solche ding thun wirdt, die man dem S. Franzen zumiszt, So doch alles Eitell vnsinnige thaten Sein, vndt Sie für[altered] heÿlig anNehmen, Esz Sein Ia ding, die Einem an zeigen, desz fallenden Siechtagensz geben, wz Sollen Sie denn darzu dienen, dz Sie Ein besonderes verwunderen beÿ[altered] Einem Erweckhen Solten? alsz gebraten fleisch Inn der aschen herumb schleiffen: Sich Imm koth mitt den Sawen welzen: Sich nackhendt Inn den Schnee Stürzen: Reverenz gegen die bestien Machen: denselben Predigen: Sie Seine brüder vndt Schwesterlin Nennen: dz Sag Ich Sein dinge, die kein wolbesonnener Mensch kan thun.
     Hierausz laszet die Gerechtigkeit desz würckhlichen Zornesz Gottesz Erkennen lehrnen, welcher sie zur Raach gegen die veròchter Seines wortsz, denen Er solches angetròwet. Denn dazumal, vndt Inn folgenden zeiten, bisz vff Lutherum, war den leuten, die heÿlige Schrifft Ein verschloszen buch, vndt dem armen volckh gantz vnbekandt; <right margin: vs. 9.> Da redete man Nichtsz andersz, alsz von bilderen, falschen wunder werckhen, gesegneten Creuzlin, ablasz, anbetung der reliquien, gewallt vndt hochheit desz
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Pabsts, wie grosz vndt herrlich, Ia fast Göttlich dieselbige Seÿe: Da war die ordinari Materia zu Predigen, Ia Kirchen vndt Canzlen muszten, mitt den Erlogenen legenden der heÿligen Erfüllet werden. Bisz Gott der Herr Imm Eifer Seines zornsz Entbrandt, dz volckh Ein mal zu straffen, vndt zu Schlagen mitt Einem Schwindellgaist, vndt mitt grewlicher blindtnüsze, die von tag zu tag, Ie mehr, vndt mehr zu Nahmen, bisz nach verlauff der zeit Gott dz liecht vnter dem Schöffel herfür geholet, vndt vnsz Sein Heiliges wort, Göttliche Schrifft, zu vnserer Erleuchtung gezeigt.
                    Caput. XX.
          Dz vnter der Scheinheÿligen demuth desz
          Franzen, Ein vngleublicher hoffartsz
          teufell versteckhet Seÿe.
Ieder man, der Franciscus thathandtlungen, Recht ansihet, vndt fleisziglichen betrachtet, der findet, Ein Scheinheÿlige demuth, vndt Ein vnsòglichen hoffartszteuffel darunter. Gleich Imm anfang Seiner legenden, die Iacobus de Voragine beschrieben, Stehet Franciscus Seÿ mitt Etlichen anderen gefangen geseszen, die vbrige[umlaut on v]
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gefangenen hetten Sich alle trawrig bezeiget, Er allein were Recht lustig gewesen. Alsz Er nun gefragt wurd warumben, Eben Er allein lustig were: hette Er zur antwort geben: Ihr möget wiszen, dz Ich darumb lustig bin, weÿl Ich darmal Einsz alsz Ein heÿliger, Inn der ganzen welt wird angebetet werden; So lang dieselbe stehet. Vox hæc est Diaboli, non hominis non Christiani. Certe Diabolus in Francisco incarnatus est. Esz ist Ia dieses der höchste graadt aller teufellhafftigster hoffart, begierig Sein von aller wellt angebettet zu werden. Kein Einiger Apostell hat verlangen nach dieser Ehre getragen. Cornelius der hauptmann, war Ein Mann der an Gott hat geglaubet, vndt hat gewüszt, dz man Mehr nit alsz Nur Einen Gott Soll haben, vndt denselbigen hat Er Stetiglichen angebetet. Er hat gewüszt, dz der heÿlige Petrusz, nicht ist der Schöpfer der wellt. Aber ausz Ehrerbietigkeit, hat Cornelius Petro, adorationem inferiorem wollen anthun. Petrusz hat ihne mit worten darumb gestraft, vndt gesprochen: Stehe auff, thue dz nit; denn Ich bin Ein Mensch. Actor. 10. vs. 25. Iohannesz wolt ausz [gap] den Engell anbeten, der mitt ihme Redete, Apocal. 22[altered]. Aber <right margin: vs.9.> der Engell Strafft ihne, vndt Sagt: Siehe zu, thue Esz nicht; Bete aber Gott an. Er hat wol gewüszt, dz Esz nit Gott ware: allein derselbe Engell, hat
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ihme vorher cap. 19. vs. 10 zukunfftige dinge gezeiget, vndt gesaget. Wol ist dz nitt Ein Gottlose tollheit, die Ein bettler begehet, zu dem Ende, dz Er möge angebetet werden nach Seinem todt.
     Die Ordenszregell Francisci, Inn deren Er Seine Mönche, zu absolutem gehorsam verbindet, zeiget vnsz Ia genug, die hoffart deszen der Sie gemachet hat. Denn wer hat Bruder Frantzen, der nur Ein Dummer tropf, ausz dem gemeinen Pöbell war, vndt keine bestallung, weder gaist-, weder welltlich verwaltete, gewallt gegeben, oder Ertheilet, gesatz zu machen, die da ganz vndt gar, dem Göttlichen gebot zu wider Sein, vndt darinnen zu verordtnen, dz wer Sie nit halte, der Soll der Ewigen Verdamnusz Schuldig Sein? Dann Sehet Doch, wie Er Redet Inn Seiner Regell beÿ dem gehorsam, gebiete Ich Meinen dieneren. hierauff Schlieszet Er die Regell mitt Solchen worten: Esz Solle keinem vergonnet Sein, dieses zu zerbrechen, oder mitt frevler halszstarrigkeit Solcher Regell zu widersprechen. Wurde aber Ein oder anderer Sich vnternehmen, Solches zu versuchen, der wisze hie mitt, dz Er dadurch Sich vnterwürffig machet dem zorn desz hochsten allmòchtigen Gottesz, vndt der heÿligen Apostell Petri vndt Paulj.
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Ich sage <frage> Euch dz hochbethewerlich # <right margin: Ich frage doch höchlichen Saget mir>, dz Gott der herr beÿ meÿdung Seiner vngnaad, wöll man Soll die Regelen desz heÿligen Franzen von Assise auffrichtig halten. Vndt ob[altered] Gott Erzörnet ist vber die Minoritenbrüdersz, dz an Statt desz Strickhsz, Sie Sich mitt Einem Riemen gürten; vndt die da gellt anrühren, auch ob Gott Erzörnet Seÿ, wenn Man keine geplezete Kleider antròget, oder wenn Sich Einer Schewet Ein hembdt[altered] zu tragen? Oder (:ihr Seit Capuziner oder Cordelier, So ihr Nur laienbrüder Seit:) wenn Einer alle tag nit Seine 77. Paternoster betet? Wz köndt ihr gröbersz wider Einen Mörder, Ehebrecher, dieb, oder Einen Gottszlòsterer Sagen? Solt der nit Eher Inn Gottesz vngnadt fallen? Solte dann Ein armer, gebrechlicher Sündiger Mensch, nit viel mehr <ganz> verhinderet<TRANS SWITCH="2"></TRANS> könden<TRANS SWITCH="1"></TRANS> werden, den Schuldigen gehorsam Göttlicher gebotten zu Erfüllen. Ohne aufflegung So Schwerer lasten, die doch von keiner importanz ist, vndt die Gott der herr noch nit Einsz mal von vnsz forderet? vndt vber[umlaut on v] diesen geheisz, dz Einer glauben, wann Einer Ein wenig vbertritt[umlaut on v] dz gesez, So von Einem Elenden Menschen Erdacht ist, dz derselbe Solt Inn Gottesz vngnaad fallen? Man findet viel die da gar gestrenger weise Solche Menschliche auffsòtz wollen gehalten haben, vndt verbinden[altered] auch andere[altered] dazu, Sich Einbildende Esz könde mitt dem gesetz Gottes disz fallsz Ieder mann gar wol zu Recht Kommen. Vndt ziehen Sich weit von deme abe, dz gesagt ist: du sollst
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lieben Gott deinen herren von ganzem herzen, von allen kròfften, vndt deinen Nòchsten alsz dich selbsten. Aberglauben musz der Religion vergehen: vndt die Convent der Mönchen, die thun Ia nichtsz anderes, alsz dz Sie vnter Ein ander Strittig Sein, In[altered from in] factionen zertheilen, Einander beschwerlich fallen, Sich magistra liber zerkatzbalgen, vndt Stòtigsz vmb die Prærogativ beiszen.
     Aber wz ist dz gesagt, dz Frantz von Assise Sich vornimmt, den Mönchen auffzubürden, dz die Ienen die Seine Reglen nit halten, werden S.Petersz, vndt S. Paulsz vngnaadt auff Sich laden? hat Er denn mitt ihnen darvon geredet? hat Er dann ihr declaration, verheiszung, oder betrawung davon, dz Sie Recher vndt feindt Sein wöllen deren Ienig, welche der Minoriten Regell nit werden gemòsz leben? wir haben zwar der vortrefflichen Apostelln ihre herrliche Episteln, die 1000 mal viel beszer Sein, alsz bruder Franzen Narren Reglen. Gleichwol ist keiner vnter ihnen, der Sich Einem feindtlich Recher Erklòre gegen die Ienen, So ihre Epistlen nit wurden observiren. Ich höre keinen vnter ihnen Sagen, dz wo Iemandt Sein wurde, der wider ihre lehr thòte, der Soll ihren zorn vndt vngnaadt zu gewarten haben. Allein der würdige fromme bruder Franz, darff Sich Erkühnen, vndt mehren autoritòt vber die Apostell Sich anNehmen, die Er verbunden will, vmb Sein wegen Sich mitt anderen Inn Einen Krieg, Streitt, vndt vnwillen Ein zu laszen. Esz ist gar nit glaublich, dz die Apostell, So Iezo Inn der himmlischen herrlichkeit Sitzen, Sich So vberzornig[umlaut on v] gegen die Christenheit machen werden, wegen Etlich weniger lausiger Mönchszregellen, weÿl Sie Selbsten keine mönnich gewesen Sein, vndt ihr leben Ein weit abgelegenen
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vnterscheidt hat, von der Capuziner leben, Ia So weit alsz der himmell vndt Erden von Einander Stehen: vndt weÿl zu der Apostell zeitten, vndt Etlich hundert Iahr hernach gar keine Mönchsz Clöster gewesen Sein.
     Noch mehr ist dz, dz Er Spricht, zum, vberflusz; dz man Gott werde zum feindt haben. Gewisz wer Inn Gottesz vngnaadt fellet, vndt die 2. Apostell zu feinden hat, derselbe Stehet leiden vbell[umlaut on]. Vndt nun, dz bruder Frantz den vngehorsamen Minoriten Gottesz Vngnaadt[altered] andeutet, vndt die betrawung wegen der beÿden Apostell hinzusezt, wormitt Er, Sonder weitere prob zu Erkennen gibet, dz Er vber[umlaut on v] Gottesz wort thüe, der Sich allein vorbehalten hat, Menschliches herz, vndt wz darinnen Steckhet zu Erforschen.
     Esz ist vber dz auch gut zu Errathen, warumb dz Frantz von Assise Seinen Mönchen, anbetrawet, Nur die vngnaadt S. Petersz, vndt S. Paulsz allein? warumben nit auch von S. Iohann, vndt S. Iacob? Er glaubt Etwan, dz diese 2. nit So Cholerisch, vndt resolut Sein, Imm Paradisz, alsz die anderen.
     Esz ist auch dz wol Inn acht zu Nehmen, dz der tolle Franz, Regeln gemacht, Inn denen Er anderen gesetz vorschreibet, vndt andere leut pro autoritate commandiret, der Er doch Nur Ein Laÿ, Ein privat Person, vndt tölpell gewest, vndt der Pabst, Erst nach langer zeit solche Approbiret. Er war Ein Mensch Sonder bestallung, hatte keinen gradum, war vom geringsten Pöpell, vndt kondt kein Meister von Iemandt genennet werden.
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Beÿ S. Franzen Reglen, ist auch Sein testant testament hinangesezet, Inn deme Er ausz macht vndt gewallt, vndt groszer autoritòt daher prallet: Ich gebiete, vndt will kròfftiglichen, dz die brüder arbeiten; hiemitt gibt Er zu Erkennen, dz man ihme musz gehorchen, vndt dz Seine Reglen Sollen vöst, vndt vnverbrüchlich bleiben. Esz können Ia könige nit maiestòtischer gebieten.
                    Caput. XXI.
          Innhallt der Reglen vndt Gebotten Bruder Franzen
Bruder Franzen Reglen fangen also an: Regeln, vndt lebensz direction, der Minoritenbrüder ist diese: Zu wiszen, dz Sie Sollen fleiszig halten dz Evangelium Iesu Christi, Inn Seinen gebotten,: Sie Sollen gehorsam Sein: Nichtsz Eigensz besitzen: Vndt Inn Stòter Keuschheit Sich halten. Dz Sein Ia vber die Maszen hochbenckhliche worte. Dann Sie verobligiren die Mönche gar nit, Iesum Christum kennen zu lehrnet für den Ewigen Sohn Gottesz: für den heÿlandt vndt Erlöser der wellt: nit dz man liebesz werckh bezeigen, almosen gebe, frieden mitt dem Nòchsten halte: nit darzu, dz man thue an anderen, wie wir wollen dz man gegen Vnsz thue: nit dz man fleiszig die heÿlige Schrifft lese, vndt Sich darausz vnterweise zur Seeligkeit: dz doch allesz mitt Einander ausztruckhlichen befehlszweisz, von den Apostelln, Inn der Evangelischen Historia ist angezeichnet worden. Sintemal man Imm Evangelio Iesu Christi nichtszen Soll finden; dz Esz verbotten Seÿ Ehelich zu werden[altered]. Inn gegentheil aber hat Christus ausz dem Mundt, vndt durch die Schrifften Seÿner Apostell zu vnsz geredet, dz die Ienen So Sich nit Enthalten <left margin: 1 Cor. 7.> könden, Sich verheÿraten Sollen. S. Petrusz war Ia verheÿratet. Christus hat nit verbotten, Eigene haab vndt güter zu haben,
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auch hat Er nit gebotten, anderer leut arbeit, mitt bettlen zue stehlen, vndt zu freszen. Christus hat nit gebotten, gelübdte zu thun, an Einen Gardian, abt, oder Prioren Inn dem Closter. Ia von Solchem geschmaisz hat man zur zeiten Christi, Seiner Apostell, vndt viel 100 Iahr hernach Nichtsz gewuszt. Wz kan man für offenbehrlichere betriegereÿn Entdeckhen, alsz die Menschen mitt Solcherleÿ gelübdten verbinden wöllen, für Ein Evangelium dz Ienig an zu Nehmen, davon doch Imm Evangelio Nichtszen geschrieben Stehet, Ia dz dem Evangelio viel mehr zu wider lauffet?
     Wann aber Solche dinge Imm Evangelio gebotten weren, die sie darinnen Enthalten Sein, fòlschlichen vorgeben: warumb dispensiret denn der Pabst, dz die Mönche Sich könden verheÿraten? welches Er doch Niemandt, alsz Nur hohen Personen verstattet.
     Nun Inn gemelten Reglen, am 2ten Capitell, findt man auch worte, Solchen Innhaltes: vndt dz die Brüdere, so da Profesz thun, haben Sollen Einen Rockh, mitt Einem Cappenzipfell: vndt Ein anderen Rockh, Sondersz den gugellhute. Vndt dz die Ienen, die Esz von Nöthen haben, wol Schueh mögen tragen: vndt dz alle Ordenszbrüder, Schlecht vndt armseelig Sollen gekleidet Sein: welche Sie wol Mitt Einem Sackh, wennsz kommet, flickhen könden: aber mitt anderen alten lumpen besetzen: disz alles aber zur Ehren Gottesz. heiszt dz nit die leut vnsinnig machen, Inn deme Man ihnen Einbildet, dz dz kleider flickhen Ein lob Gottesz heiszen könde? vndt noch mehr, dasz der Cappuziner habit ist, von grobem tuch, vndt Er will haben, man Soll Ein Stückhlin von Einem Sackh nehmen, die kleider darmitt zu flickhen.
     Im Selbigen Capitell, gedachter Regell, Sagt Er von dreÿerleÿ fasten; (1) gegen Osteren, (2) von allerheÿligen bisz auff weihenachten (3). von den H. dreÿ konigen bisz
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gegen Osteren. hetten also 5. monat zu fasten. Die Ersten 2. Monath Seindt ihnen aufferleget ausz noth. dz vbrig Stehet Inn Eines Iederen beliebung.
     Imm Selben Capitell ist den Minoriten verbotten, auff Roszen zu Reiten; wo Esz nit die Euszerste noth forderet: vndt ihnen ist gebotten, wenn Sie Inn Ein hausz kommen, dz Sie alles derffen Eszen, wz nit von ihnen vorgesett ist, dahero Sie auch wol fleisch Inn ihrer fasten Eszen mögen.
     Noch mehr ist ihnen Inn demselben Capitell verbotten, dz Sie kein gellt Sollen anrühren, auch Niemandt von ihrent wegen. Dann Pabst Nicolaus Sagt vnsz noch darüber, dz Einen beutell vndt Eine taschen haben, wie der herr Christus vndt Seine Iünger thaten, Seÿ Ein Menschlicher gebrechen: hette also Bruder Franz Ein gröszere vollkommenheit diszfallsz gehabt.
     Imm 5ten Capitell, gemelter Regell befihlt vnser Fròntzlin, Seinen brüderen, dz Sie ihre handtarbeit Sollen gebrauchen wenn Sie könden. Allein Inn Seinem Testament Redt Er auszdruckhlicher von dem handell[altered]. Dann Er Sagt: Sie Sollen vndt Müszen arbeiten: vndt Setzet hinzu: Ich gebiete Euch Ernstlich, dz alle brüdere ihr handtarbeit treiben Sollen. disz gebott practicieren Sie Nun nit mehr. Denn die Cappuziner, vndt Cordeliersz, die da handt werckher könden, arbeiten Eben So wenig, alsz die So da bettlen, vndt brechen also alle tag ihr gelübdt, vndt Reglen. Vber allesz[umlaut on v] Sein Sehr denckhwürdig die wort Imm zehenden Capitell, ihrer Regell: die brüdere Sollen Sich nit bekümmeren lesen zu lehrnen, wenn Sie Esz nit könden: denn alles wz Sie werden begehren zu wiszen, Sollen Sie durch den Geist Gottesz Erlangen.
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Frantz Sagt dieses darumb, weÿl Er Mönnich beÿ Sich hatte, die da grobe ignoranten waren, vndt nit lesen kondten. dergleichen Man wol noch Iezo, aber mitt weniger zaal, alsz zu Frantzlin zeiten finden thut. die vrsach dieses verbietensz, dz Sie nit Sollen lernen lesen, ist dz Sie nit Etwan den luterischen kezteren vber die Brillen kommen, vndt lesen Inn der H. Schrifft. Frater Franzen ist Nichtsz liebersz, alsz dz Sie Inn ihrer vnwiszenheit verbleiben. Er will nur dz Sie verlangen tragen Sollen, den heÿligen Geist zu bekommen. Nit bedenckhende, dz Gott Seinen gaist nur denen gibt, die Sich laszen durch Sein Göttlichsz wort vnterweisen. Verlangen nach dem heÿligen gaist haben, vndt dannoch die mittell, durch welche der H: Geist Inn die herzen kommet, vndt beÿ den Menschen würckhet, verachten, dz heiszet die thür vor dem H. Geist zu schlieszen. Eben alsz Einer haben wolte die glockh Solle, ohne Einen Klöpfell klingen.
     Laszet vnsz nun Franzen gebott Erheben bisz vber die Cherubim, die vor Gottesz thron stehen; von welchen Er Saget, dz wer Sie hellt, der Soll dz Ewig leben bekommen; wo nit So Seÿ Gottsz zorn vber ihm, vndt S. Petersz Schlüszell Schlag ihn auff den drüszell, vndt S. Paulusz Schwert, dz Stosze ihne zur Erdt: aber wo bleibt S. Philipp. vndt S. Lucas? diese haben vnsz beszer ding vberlieferet[umlaut on v], So da viel herzlicher vndt Edtler Sein, weÿl Sie gott Inn Seinem wort gebotten hat, alsz die opera supererogationis, denn Gottsz wort Inn acht nehmen, bringet höhere Ehr Imm himmellreich, wie auch die Rechte heÿligen genug haben, dz Sie nach Gottesz willen leben.
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Ausz obgesagten Reglen Sihet man, dz die Cappuziner den Selben mehr gehorsam leisten, alsz dem Evangelio, vndt dem wort Gottesz.
                    Cap. XXII.
          Dz die H: Schrifft fòlschlich angezogen vndt
               verdròhet ist, auff S. Franzen Reglen.
Wir haben Nun oben gesehen, dz Bonaventura Schreibt, Franz von Assise, hette keine wiszenschafft desz Studierensz gehabt, aber durch Göttliches[altered] Einblasen, habe Er wiszenschafft der heÿl: Schrifft bekommen. Esz Seÿ dz Nun waar oder nit, So werden wirsz baldt Sehen, So wir Nur Etlich wenige Sprüch der Schrifft, die von Franzen Inn Seinen Reglen angezogen werden, zu betrachten für vnsz Nehmen.
     Imm zehenden Capitell verbeutet Er den Minoriten aller hòrtist, den Orden zu verlaszen, vndt Sihet zu, dz Er Sie beÿ Solchem leben Erhalten möge. Solchsz Probieret[altered] Er ausz dem Luca am 9. cap. v. 62. wer Seine handt an den Pflug leget, vndt Sihet zuruckh, der ist nit geschickht zum Reich Gottesz. Die vorgehende wort vor diesem versicull all zeigen, dz die Ienen, So der herr zum Predigampt verordtnet hatte, nit mehr könden vmb die welltlichen hòndell, zu gleich, Inn Sorgen der Naahrung Sich bekümmeren. Der herr redet aber gar nit von denen, die Ein gelübdt gethan haben Sich nit zu verheÿraten, vndt kein hembdt zu tragen, vndt Imm bettlerstandt zu leben, vndt Menschen tandt vergeblicher auffsòtz zu halten, die da gebraucht werden von gailsichtige vngehaltenen huren Iüngeren, vndt[altered] dz Solche bezahlung gedachter werckhen beszer Seÿe, alsz die werckh so Gott Inn Seinem wort hat gebotten. Kurzensz, man Sihet, Franzen meinung Seÿ diese: die Ordensz Regell vberschreitten[umlaut on v], vndt wider Gottesz gebot Sündigen, Seÿen beÿdesz gleiche Miszethaten vor Gott. Ia [Reine?] dich.
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Inn gemelter Ordensz Regell, am 9. Capitell, gebeut Franz, Seinen brüderlein, Sie Sollen Sich fein kurzen Redensz befleiszen: quia verbum abbreviatum fecit Dominus super terram. Ia Inn der Vulgata Versione, magsz wol so Stehen: aber wo, dz mag Frònzlinsz hauffen Suchen. adde Rom. 9. vs. 28 denn Gott Redet daselbst von Seinem zorn, dz Er Eÿlendt werde kommen. Allein Frantz hat nit gestudiret, wz Sollen wir denn Mit dem hewschreckhigen Schwalbenbruder, vndt fischprediger viel anfangen.
                    Caput. XXIII.
          Von armuth vndt Reichtumb.
Frantz ist Inn die armuth Staarenblindt verliebt. Er nennt Sie Seine liebste. Also aber Redet Er mitt Seinen brüderen: die hochheit der Edtlen armuth, machet Euch Erben, vndt könig Inn dem himmellreich: Sie waffnet Euch zur tugendt, Euch die ihr an allem arm Seÿdt. Vndt beszer hernach verbeutet Er alles zu besitzen, wz auszer dem himmell ist.
     Er Selber hat diese Regell wol practiciert. Dann Er gar Ehrbarlich Sich hiellt, verliesz alles, zog auch Seine kleider ausz: auch Seine bruch, oder hosen: vndt gieng heudt Nackhend daher.
     Was nun anlanget die armuth Innszgemein, So Sein deroselben mehr, die Sie loben, alsz deren die Sie Scheltendt. Vndt Sie desto mehr zu Erheben, So Sagen dieselben: der herr Christus Seÿ doch selber arm arm gewesen. Aber dz ist gar zu geschwindt gefahren, statuiren dz armuth Ein bös ding Seÿ: Christus ist Inn die wellt kommen vnser Elendt zu tragen, vndt vnser last auff Sich zu Nehmen. Bellarm. am 45. Cap. lib. de Monachis. Sagt Christus habe Selbsz gebettlet. Esz ist Ia kein wort, den Sohn Gottesz Schimpflicher zu lòsteren, alsz ihn mitt
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Bellarmino, Einen Belitre, dz ist Ein Straszenbettler zu Nennen. Denn nit Ein Ieder vor Einen bettler Soll gehalten werden, welcher von anderen leuten hülff, Sonderlich Inn diesen höchst betrübten zeiten leben musz.
     hierausz kan man schlieszen, wz die Natur Seÿe desz Reichthumsz, vndt auch der armuth, denn Gott ist vnendtlichen Reich: aber der teufell ist der òrmest vnter allen Creaturen. Christus Spricht Selbsz: Esz Seÿe beszer geben, alsz Nehmen. Denn der da gibet, der ist Ein Nachfolger Gottesz, welcher vnsz alle tage giebet, vndt nichtsz von vnsz Empfanget. Freÿgebigkeit ist aller orten mehr, alsz notturfft. Esz ist Ein gröszer tugendt allmosen geben, alsz dz selbe Empfangen. Wer dz Reichthum Schiltet, wegen Seiner herkunfft, der Schiltet Gott Selbsten: denn Reichthum an Sich Selbsten nit böse ist: weil Gott den Reichthumb, vnter die Menschenkinder Ia Selbsten ausztheilet, vndt dz nach Seinem freÿen willen. So verheiszet Gott selbsten den frommen zeitliche wolfahrt. Vndt dem Salomon hatt Er Reichthumb, neben der Weiszheit, gegeben, dz Seines gleichen damal keiner war.
     Iacobus Sagt Recht: Gott habe die armen Erwehlet nit alsz arme, Sonder arm an güteren, vndt Reich an dem glauben. adde. Luc. 6. vs. 20. Aber Imm geist armen: die ihr armuth mitt gedult tragen: vndt glauben Gottesz wort. Man findet Reiche die fromm Sein, vndt arme, die die grösten vbelltheter Seindt. daher ist denckhwürdig, dz gebett agur. Provb. 30. vs. 7. 8. seq: Lazarusz der arme war getragen Inn Abrahamsz Schosz: arm vndt Reiche Sein vnter Ein ander vermischet, vnsz zu lehren, dz Reich vndt arme ohn vnterscheidt werden Inn himmell kommen, So Sie nur Gottesz wort glauben, vndt dz Selbe trewlichen halten.
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Waar ist[altered] Esz wol, dz Reichthum ihrer viele verleitet, zu dem bösen, vndt vielen dienet Stolz vndt auffgeblasen Sie zue machen, die lüsten desz fleisches beÿ ihnen zu Erweckhen, vndt dz herz vom Rechten vertrawen gegen Gott abzuführen, vndt Sich auff haab vndt guth zu verlaszen. dz ist die vrsach, dz der herr Christus Spricht, Esz Seÿe Sehr Schwehr dz Ein Reicher Inn dz himmellreich komme. Allein Solches böse kommet nit her vom Reichthumb, Sonder von den Menschen die dz Reichthum miszbrauchen, vndt darinnen Sich verhalten, alsz Ein Mann der Ein goldt Cronen Inn den koth wirffet, Sein also gleich Einem vnsinnigen, der Ein Schwert, Inn Seine hòndt bekommet. Dann aber der herr Christus Lucæ 16. vom vngerechten Mammon Sagt: So ists von vngerechten leuten zu verstehen, die den Reichthumb mitt vnrecht besitzen, mitt vnrecht Erworben haben, vndt weÿl Solche leut keinen glauben an Gott haben, So ist der Reichthumb ihnen Ein Strickh vndt leuchte zur vngerechtigkeit.