The Hartlib Papers

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Title:Letter, Cyprian Kinner To Hartlib, In German & Latin
Dating:25 June 1648
Ref:1/33/37A-38B
Notes:Extract in the British Library, Sloane MSS 649, fol. 11B.
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    <H: No. 14.                                 25 Iunj>
                                                   1648.
Salutem officiosam. Hochgeëhrter herr Hartlieb, Weil mein lateinischer Stylus keine antwort vom herren heraus locken kan: so muss ich einmal umbsatteln, und versuchen, was der deutsche Stylus beij ihme ausrichten könne. Mich wundert über alle massen: dass [in right margin: 25] mein herr, in so langer zeit, auf so viel meiner briefe (deren erste beijde vom 9. und 16. Aprilis nicht von geringer importantz wahren) nichts antwortet: und also seiner selbsten vergiesset. Und gerathe dessenthalben in unterschiedliche gedancken: nicht wissend, wie ich mit meinen herren dran seij; oder wem ich die ursach dessen zuschreiben solle? Denn ausser [iezt erwehnter?] zweijer schreiben vom 9. und 16. Aprilis. (welche, weiln sie schon <bereits> vor 11. und 10. wochen abgelauffen, schon lòngst von m.h. hetten können beantwortet werden,) habe ich auch den 22. Aprilis und 20. Maji an denselbten geschrieben: und sind solche schreiben alle, ausser dessen vom 22. Aprilis (welches Herr Georg Hartlieb durch schiffe fortschicken wollen) an Herren Rulitium, durch treue Hònde, von hier aus übermachet worden. Dass also anderer richtigen beförderung nacher Amsterdam an besagten Herren Rulitium ich genugsam gesichert bin: Wie es nun mit fernerer bestellung von Amsterdam, und des Herren beantwortung, beschaffen seijn müsse; kan ich nicht wissen: mache mir aber, wie ieztgedacht, selzame gedancken: denn weil mich ein gutter freund berichtet; es solte iemand (weiss nicht, wer es seijn möchte!) beij meinem Herren <mich> verunglimpfet, mein herr auch demselben verunglimpfer zuruckgeschrieben haben: (was [es?] aber so wol<hin, als> zuruckgeschrieben seij worden, kundte er mich nicht berichten:) so muthmasse ich, solches stillschweigen werde vielleicht dannen herrühren. Wiewol ich meinen Herren des redlichen gemüttes zu seijn versichert; dass er heimliche angebungen nicht werde lieben und billichen: auch dieses verstandes; dass er wol wissen werde, dass niemals, wie eheleute, also auch andere gutte freunde, ohne des [neides?] und böser Zungen geschòfftigkeit, sind [gepaaretworden?]. Muss dencken; dass mein vorhaben was guttes seijn müsse[;?] weiln es der böse feind durch böse leute zu findern gedancket. Denn wehre es [was?] böses, würde er es wol unterlassen. ich bin mir (Got lob) nichts böses bewust[;?] lege mich auf keine bettragliche vortheil: und lasse [iedermenniglichen?] zufrieden, der mich nur zufrieden lasset: gebe auch mit meinem leben kein òrgerliches exempel. Dahero mich wol wundert, dass sich iemand mein leben und wandel zu richten, und an ferne ort zu schreiben, gelüsten solle lassen. Es verzeihe es ihm aber Gott, so es also geschehen: er seij, wer er wolle! und gebe ihm einen besseren sinn! Mir solte aber herzlich lieb seijn: wann mein herr mich doch, ob und wie es sich hiemit verhalten möchte, [mich?] in vertrauen, und sub fide silentii, berichten thete: damit ich erfahren köndte, ob der gutte freund mich mit grund berichtet? und wer dann derjenige seijn müste, dar mich unchristlich zu richten unterstehet? Es wird zweifelsohn ein solcher seijn, der sich vor meinen [word deleted] freund ausgiebet. Denn dass es nicht ganz de nihilo seijn müsse; nehme ich aus andern muthmassungen, [beromb?] aus ezlichen Somniis, ab. Denn ob ich wol von Somniis nichts sonderliches halte: so habe ich doch, aus langer erfahrung, so viel gemercket: dass etliche (die sich aber iederzeit durch
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sonderbare merckzeichen gleichsam authentisiren) fatidica seijen: Derogleichen <ezliche> mir von [einem?] [in left margin: iezo ungenandten?] [three? words deleted] freunde, eine zeit hero, vorkommen: derer inhalt generaliter dahin zielet: dass ich ihn, wegen [illeg. word] angebung und neidung meiner person, endlich vor aller welt zuschanden gemacht: warauf er sich, so gar mit unchristlichen [in left margin: gewaltsamen] mitteln, (iedoch vergeblich) an mir rachen wollen. Helffe Got, dass es [vana?] somnia seijen: und einer den andern <rechtschaffen> aff..tlich und heimlich liebe; mit absagung aller heimlichen tücken! Wo ich auch iemanden dissfals zuviel thue, durch übrige muthmassungen: so verzeihe es auch Got mir selbsten! Wann dieses langwierige silentium meines herren nicht dazwischen kommen wehre, und daraus entstandene gemüthsverwirrung: [wehr?] ich entschlossen, gegen prima Iulii mich auf, und zu meinem Herren mich zu machen: damit ich etwa einen Monat beij ihm verblieben wehre, umb zu berathschlagen; ob nit so wol wegen meiner privatbeförderung, als vornemlich wegen der Schulenreformation und Correspondentzfortstellung, ein Interimsmittel köndte ausgesonnen werden? Hatte auch meinem Herren vom 9. Aprilis [aussdrücklich?] zu verstehen gegeben; dass ich solche reise nacher Engelland, auf gewisse mass und weise, vor mich nehmen wolte; wann nur der Herr ie eher ie besser, und ehe sich der sommer wegspielete, sich hier auf erklerete. Weiln aber mein herr mir hierauf nichts antwortet; so weiss ich nicht, wie ichs nun machen solle? Werde mich noch ezliche wochen gedulden. Kömbt alsdann keine antwort: so muss ich dencken, dass es nit seijn solle. Wenn aber ie mein herr weiter nichts an mich schreiben wolte: so bitte ich doch nur umb ein kleines Recepisse: damit ich wissen möge, ob er alle meine schreiben empfangen? und mich dessenthalben ferner nicht kümmern dürffe. Erwarte dann auch beij der Originalien, so ich am 16. Aprilis, sub fide amicitiæ et silentii, meinem Herren, auf seine veranlassung, zu treuen hònden überschicket und anvertrauet. Wo aber auch kein Recepisse von meinem Herren [einlaufft?]: werde ich davor halten, dass er tod seijn müsse. Thue hiebeij meinen Herren, sambt allen lieben seinigen, in des Allerhöchsten Vòterlichen schuz ergeben. Elbing, am 25. Iunii 1648.
Meines hochgeehrten herren
Wegen unsers [gusten?] Königs tödlichen hintricts, und
künftiger wahl, stehen wir       iederzeit dienstwilliger
beij iezigem Interregno zwischen furcht und hofnung. Gott schicke alles zum besten! Herr Iohannes [Stimekus?] hat vor 9. tagen (als am 16. dieses) alhiero hochzeit gehalten, mit
H Christoff Scholzens[,?]                 Cyprian Kinner
Mòlzenbròuers, tochter.   [Magistrata?].
Ich kundte zur hochzeit mich                   [flourish]
nicht einstellen: weiln ich nacher Königsberg verreisen muste, meine beförderung zu suchen. Habe aber eine
vergebliche reise und zehrung gethan: und abermahls die leibe zeit übel angewendet. Iezo schlògt man mir in militia einen Commissariatum vor: da gehöret aber ein breites [gewissen?] darzu, welches beij mir zu enge ist.
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P.S. Qvid Dominus Comenius agat, et qvousque in Didacticis suis isthoc novimestri, postquam è societate abiri, pervenerit, haud scio. Sperabam, ipsum circa Pascha elapsum absoluturum fuisse omnia: sed video fuisse spem inanem. Ita enim nuperis demùm diebus, missâ ad me schedulâ, scripsit. "Nos in nostris spinis mirè adhuc "hæremus: tot se offerunt, ut tibi etiam (aut sanè nobis "omnibus) somniare non venisset in mentem. Utinam "[Greek: logomachein] nunqvam venisset in mentem! "Realibus utilius potuissent tot horæ, menses, anni, "impendi, [vireculæque?] ingenii conteri." Sed factum, Deus juvet. Hæc ille. Faxit Deus; ut exitum tandem aliqvando inveniat: qvem invenire illicò, modò ego dimitterer, cogitabat. Miseret me boni viri, ipsum toties alios atque alios operarum præstituere terminos; nec pervidere, si non ab initio, saltem in progressu, laborum ambitum potuisse; <imo me aliquoties monente, pervidere noluisse.> Sed forsan ad te fusiùs ipsemet perscripsit; qvo in statu versentur suæ curæ.
Dominus D. Ludovicus Kepplerus nuper Regiomonti à me responsum et iconem Comenianam efflagitabat. Videbis ergò; ut gratificemur huic optimo viro [Greek: kaddúnamin]. Haberem plura et de veteribus meis Pensis, novisque Inventis, boni publici causâ tecum agendi: sed qvia ignoro, num inter divos vel vivos agas, tantisper abstineo. Abundè enim jam antè habes, ad qvæ rescribas. Iterum vale.
Velim à Domino Hottono qvoque inqviras, & ad me (si qvid resciveris) rescribas: num vel ad ipsum, vel ad Magnificum Patronum, secius qvid de me à qvoqvam perscriptum? & num fortè in divortii nostri causas, jussu Patroni, inqvisiverit alicubi Hottonus? qvidvé informationis hac in parte obtinuerit? Nolim enim sciens pati; ut Existimatio mea traducatur citra meritum.
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<H: No. 14.>
            25 Iunj.
               1648./
[another hand: 28?]
                    Herren
               Samuel Hartliebe
           zu grossgunstig-geliebten
                   Hònden.
                          [flourish]
                              Londen.
[seal]